Ein Überblick über die Entwicklung des Bella Rollers von den Prototypen bis Produktionsende 1963. Es werden die einzelnen Modelle kurz vorgestellt, wobei eine Einordnung in den Gesamtkonstext der Mobilisierungswelle der 50er Jahre nicht vernachlässigt wird.
Ciao Bella Rendezvous mit der hübschen Schwester des Grünen Elefanten
Zündapp in den Fünfzigern. Da denkt man sofort an die legendäre KS 601, an unverwüstliche Bauernmotorräder wie die Norma oder an die sportlichen Zweitakter der S-Reihe. Der Verkaufsschlager war aber die Bella, die mit ihren rund 130.000 Exemplaren lange Zeit das Überleben der Nürnberger Motorradschmiede sicherte.
„Baut endlich einen Motorroller!“, so war der große Wunsch der Zündapp Händler, als sie 1952 die rasant steigenden Rollerverkaufszahlen der Hoffmann, NSU und Glas-Händler vor Augen hatten. Untätig waren die Zündapp-Konstrukteure in der Nürnberger Dieselstraße jedoch nicht gewesen. Schon 1951 hatten sie einen Roller entworfen, der von einem gebläsegekühlten 2 Zylinder-Zweitaktboxermotor mit Kardanwelle angetrieben werden sollte. Hatte man zunächst an Hubräume von 125 und 150 ccm gedacht, so sah die letzte Entwicklungsstufe des längs geteilten Triebsatzes bei 46,5 mm Hub und 52 mm Bohrung satte 200 Kubik vor. Ein alternativer Antrieb mit quer zur Fahrtrichtung liegendem Einzylinder und Kardanwelle wurde auch entworfen. Nachdem die Zündapp Kaufleute eine Preiskalkulation dieses technisch sehr aufwendigen Rollers durchgeführt hatten und die Baubreite des Boxermotors nur eine unbequeme Beinstellung der Sozia zuließ, verschwanden die Pläne wieder schnell in den Schubladen.
Da sich am Roller-Markt ein Boom und bei den Motorrädern ein Ende des Wachstums abzeichnete, verlor man das Rollerprojekt nicht aus den Augen. Im Frühjahr 1952 wurde man schließlich bei einer Ausstellung in der Schweiz auf den italienischen Moto Parilla-Roller aufmerksam, der mit ein paar interessanten Details aufwartete. Gebläselose Kühlung durch einen Tunnel, vom Motorrad abgeleitetes Triebwerk, auf 12-Zoll-Räder abgestimmtes Fahrwerk und eine elegante Linienführung des Blechkleides. Man kaufte ein solches Exemplar, baute versuchsweise auch mal einen Derby-Motor ein und war begeistert. Tolle Fahreigenschaften, durch vorhandenes Motorrad-Triebwerk niedrige Entwicklungskosten und italienische Eleganz. Die Lösung. Die Verhandlungen über eine Lizenzproduktion zerschlugen sich aber schnell, zumal der fragil anmutende Italo-Roller nicht den hauseigenen Zuverlässigkeitsstandards genügte.
So begann man im Sommer 1952 mit einer Eigenkonstruktion, die sich im Äußeren an die Moto Parilla anlehnen sollte. Aber keine Kopie, schließlich wollte man keinen Prozess wegen „sklavischem Nachbau“ riskieren. In der hauseigenen Konstruktionsabteilung unter Oberingenieur Ernst Schmidt zeichneten für die Bella-Entwicklung die Ingenieure Johannes Strößner, Albin Handwerker und Georg Weichselbaum verantwortlich. Was in rund 10 Monaten die Serienreife erlangte, dokumentiert eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Zündapp-Entwickler. Beim Motor übernahm man nicht einfach ein Aggregat aus der Derbyreihe, sondern entwickelte auf der Basis des bewährten Derby-Blockes ein eigenes Rollertriebwerk mit der bekannten Viergangziehkeilschaltung. Ein fast quadratisches Hub-/ Bohrungsverhältnis (57 zu 58 mm) standen im krassen Gegensatz zu den langhubigen 200er DB-Motoren. Die 150 ccm waren auch im Hinblick auf die damaligen Marktverhältnisse abgestimmt. Denn die 200 ccm-Roller waren noch reine Exoten und wurden erst 1953 durch den Goggo 200 populär. Gängig waren damals noch 125 ccm Dreigang-Motoren. Bei Zündapp glaubte man einen 150 ccm Motor thermisch besser beherrschen zu können. Mit 7,3 PS Leistung bei niedrigen 4700 U/min und 12 Nm Drehmoment bei 3350 U/min stand das Bella-Aggregat ausgesprochen gut im Futter. Einige Details wie der Zylinderkopf mit unsymmetrischem Quetschkanten-Brennraum und der nach kurzer Bauzeit eingeführten Fächeranordnung der Kühlrippen wurden bei den Zündapp Motorrädern übernommen. Viel wichtiger als die Höchstleistung des Rollermotors war die flach verlaufende Leistungs- und Drehmomentkurve, die eine herausragende Elastizität versprach. Der ausgewogene Drehmomentverlauf und der ausgesprochen niedrige spezifische Verbrauch (mit 320 gr./ PSh bei 4000 U/min erreichte man gute Viertaktwerte) waren bemerkenswert.
Beim Fahrgestell der Bella hatten die Konstrukteure freie Hand gehabt. Ein offener Doppelrohrrahmen bildete das stabile Rückrad der Bella. An den stark belasteten Stellen zwischen Hauptrohr und Steuerrohr bzw. der hinteren Doppelschleife waren Verstärkungsbleche eingeschweißt. Selbst härteste Beanspruchungen bei Geländefahrten oder bei Seitenwagenbetrieb war dieser Rahmen gewachsen. Eine Hinterradschwinge fand sich hier zum ersten Mal an einer Zündapp. Die Schwinge aus Temperguß hatte 2 Federn und einen separaten Dämpfer. Die Federn waren weich, die Dämpfung darauf abgestimmt. Am Vorderrad versah eine Teleskopgabel ihren Dienst. Bei den Rädern hatte man sich für 3.50-12 Reifen (Parilla 3.00-12) auf stabilen Alugußfelgen entschieden. Sie erschienen den Bella-Vätern als der beste Kompromiss zwischen den üblichen 8 Zoll Reifen (Vespa/Lambretta/Goggo) und den 14 bzw. 16 Zoll Reifen der „Riesenroller“ (Maicomobil / Strolch / Galetto). Die 12 Zöller ließen elegante Rolleroptik und Kompaktheit zu, ohne dabei auf Führungseigenschaften größerer Räder zu verzichten. Außerdem war bei dieser Radgröße einen Reserverad noch organisch unterzubringen. Einen Premiere feierten damals Druckguss-Leichtmetallräder die an der Bella zum Ersten mal im Zweiradbau auftauchten. Der Motor konnte recht weit nach vorne gerückt werden, was eine günstige Gewichtsverteilung ermöglichte. Trotz des relativ kurzen Radstands von 1320 mm besaß die Bella eine ausgewogenes Fahrverhalten.
Bei der Karosserie erkannte man am ehesten das italienische Vorbild. Von weitem betrachtet glichen sich die Blechkleider. Schaute man jedoch genau hin, wirkte die Parilla zierlicher und als die Bella. Man kann die Bella als gelungene Mischung aus teutonischem „Engineering Design“ und italienischen Chic ansehen. Auch der großzügige Umgang mit Aluminium und die netten Details wie Kofferbrücken, Bullaugen und Gepäckhaken lassen erkennen, mit welchem Engagement die Zündapp-Entwickler bei der Sache waren. Mit der Namensgebung „Bella“ traf man den Nagel auf dem Kopf. Denn man dachte sofort an Italien, Wein, Sonne, Amore, …. und nicht an den deutschen Landregen.
Im Mai 1953 wurde die Bella R 150 anlässlich der ADAC von einer Werksmannschaft eindrucksvoll präsentiert. Ein Roller der nicht nur die Rollerkonkurrenz ausstach, sondern mühelos mit hubraumgleichen Motorrädern mithalten konnte. Auch die Fachpresse war voll des Lobes über die Neuentwicklung aus dem Hause Zündapp. „Ich wünschte, jedes Motorrad hätte eine solche Straßenlage wie die Bella!“, äußerte sich Carl Hertweck nach der ersten Probefahrt, der als Chefredakteur von „Das Motorrad“ bisher kein Freund der kleinrädrigen Zweiräder war. Der Verkaufserfolg ließ nicht lange auf sich warten. Wetterschutz und Eleganz eines Rollers, Fahrsicherheit eines Motorrades und dazu noch die sprichwörtliche Zündapp-Zuverlässigkeit, veranlassten auch manchen Motorradfahrer zum Umstieg in die Upper Class der Rollerfahrer. Die sofort rasant steigenden Produktionszahlen hatte man bei Zündapp nicht erwartet. Schon Mitte 1954 waren 70 % der Fahrzeuge die das Band in der Nürnberger Dieselstraße verließen, Bella-Roller. Dadurch war man in der Lage, die Krise auf dem seit Ende 1953 zusammenbrechenden Motorradmarkt abzufedern. Man schenkte nun der Weiterentwicklung der Bella eine große Bedeutung. Während der 11 Produktionsjahre wurden laufend Detailverbesserungen vorgenommen beziehungsweise neue Typen vorgestellt, die die Aufmerksamkeit der potentiellen Käufer wecken sollten.
Die R 150 wurde in 5 unterschiedlichen Serien bis 1955 gebaut. Im April 1954 kam als große Schwester die R 200 hinzu, die vor allem dem erfolgreichen 200er Goggo-Roller Marktanteile in der großen Hubraumklasse streitig machen sollte. Mit diesem leicht kurzhubigen Motor war den Zündapp-Technikern ein großer Wurf gelungen. Denn mit 10,7 PS bei 5200 U/min und einem Drehmomentgipfel von 15,5 Nm bei 3500 U/min hatte man einen richtigen Dampfhammer im Programm, dessen Performance die 200 ccm Rollermotoren von Ilo, Sachs und Maico nicht erreichten. Auch für den Seitenwagenbetrieb – vorzugsweise mit dem RS 1 vom Hauslieferanten Steib – war die R 200 bestens geeignet. Gewöhnungsbedürftig – wie bei allen Bellas – war die Fußschaltung, die sich auf der rechten Seite befand, und die Hinterradbremse, die ab Herbst 1953 mit der Ferse betätigt wurde. Mit rund 27.000 Exemplaren war sie in nur 2 Jahren Bauzeit die meistgebaute Bella, wobei die meisten im für Zündapp typischen „lidogrün“ lackiert waren. Äußerlich war sie von der R 150 durch die geänderte Lampenverkleidung und dem hinteren Batterie- und Werkzeugkasten zu unterscheiden. Auf dem Beinschild der 200er hatte eine nachempfundene Margeritenblüte ihren Platz gefunden, die das Markenzeichen der Bella werden sollte. Beide Modelle hatten noch im Frühjahr 1954 einen größeren Vorderradkotflügel erhalten und für 21,50 DM Aufpreis war ab 1955 eine Denfeld-Sitzbank anstelle der Einzelsitzkissen lieferbar.
Ein großer Vorteil der Bella war neben dem einfachen technischen Aufbau die Gepäckunterbringung. Denn die hinteren umklappbaren Kofferbrücken sorgen nicht nur für Platz sondern auch für eine günstige Gewichtsverteilung. Zusammen mit einem Gepäckträger aus dem umfangreichen Zubehörprogramm konnte man selbst eine umfangreiche Campingausrüstung für 2 Personen transportieren. Diese Eignung als Reiseroller wurde durch die drehmomentstarken und äußerst haltbaren Zweitakter unterstützt. So war auch der steilste Alpenpass kein Problem.
Dem Trend zum elektrischen Anlasser folgte auch Zündapp, indem sie im Juli 1955 die Typen R 151 und R 201 mit Noris-Dynastarter vorstellten. Beide Modelle hatten eine identische Karosserie, die sich von den Vorgängern durch die geänderte Kofferhaube und die serienmäßige Sitzbank unterschied. Veränderungen wurden auch beim Beinschild vorgenommen, das nun die zwei in Reihe geschaltete 6 V Batterien aufnahm. Neben dem Dynastarter (12 Volt) war als echte Innovation ein Bing-Startvergaser montiert worden, der für ein zuverlässiges Kaltstartverhalten sorgte. Zu den Standardfarben rot, beige und lidogrün kam noch klassisches schwarz mit goldenen Zierlinien hinzu. Die technische Weiterentwicklung machte auch bei der R 201 nicht halt. So war ab Dezember 1955 eine geschobene Langarmschwinge wahlweise für 45 DM Aufpreis lieferbar. Diese Vorderradfederung mit 143 mm Federweg und nur einem Federbein sorgte für ein Fahrverhalten, das die Konkurrenz nicht bieten konnte, wie auch Dr. Paul Simsa in „Rollerei und Mobil“ feststellte: „… die Schwingenbella hat zweifellos eines der bestgefedersten Rollerfahrwerke überhaupt, zweifellos den Rollern mit kurzer Schwinge um eine deutliche Stufe überlegen.“
Die relativ teure R 151 wurde wieder aus dem Programm genommen und zur Saison 1956 durch die R 153 ersetzt, die als abgemagertes Sparmodell mit günstigem Preis in der 150er Klasse weitere Käuferschichten erschließen sollte. Kennzeichend waren die Blech- anstelle der Alutrittbretter sowie eine vereinfachte Zündkerzentür ohne Zündapp-Aufschrift. Die Lampenverkleidung nahm wieder einen 105 mm Scheinwerfer auf (130 mm bei der R 151) und die Hupe wurde wie der R 150 im Kühltunnel versteckt. Auf einen Hauptständer hatte man verzichtet und einen Seitenständer entwickelt, der auch den weiblichen Käufern ein leichtes Abstellen der relativ schweren Bella ermöglichen sollte. Durch das breit gefächerte Angebot hatte Zündapp sich am Markt etabliert und war bei den großen Rollern über 175 ccm Marktführer.
Man ruhte sich aber nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern entwickelte heftig Prototypen mit speziellen Rollertriebwerken und Einarmschwingen, die für die kleinen Hubräume zwischen 100 und 150 ccm gedacht waren. Doch aufgrund von hohen Investitionskosten und des sich abzeichnenden Kleinwagenprojektes „Janus“ blieb es bei einer Weiterentwicklung der Bella-Reihe.
Man passte sie mit den Modellen R 154 und R 203 dem Zeitgeschmack durch Chromzierat und wahlweise möglichen Zweifarben- und Metallic-Lackierungen an. Beide Modelle wurden auf der IFMA 1956 vorgestellt und kamen zur 57er Saison in die Schaufenster des dichten Zündapp-Händlernetzes. Kennzeichnend waren, dass die Blechtrittbretter und Zündkerzentür der R 153 übernommen wurden und ein Werkzeugkasten samt neuem Rücklicht, der hinten an der Kofferhaube seinen Platz fand und gleichzeitig als Befestigung der neuen vergrößerten Kennzeichen („Kuchenbleche“) diente. Der Auspuff hatte nun ein langes verchromtes Endrohr anstelle der bisherigen Auspufftatze. Auf dem Beinschild war eine Aluleiste aufgewalzt und die Lenkerhalterung wurde durch eine kleine Chromverkleidung abgedeckt, die auch den Übergang der Bowdenzüge und Kabel verdeckte. Der R 203 war eine hübsche Chromstoßstange an der Vorderradverkeidung vorbehalten, dagegen hatte die R 154 nur eine einfache Aluleiste als Zierde. Ebenso konnte die R 203 eine serienmäßige Seitenstütze zusätzlich zum Hauptständer aufweisen, wohingegen der R 154-Besitzer nur auf den „sidestand“ zurückgreifen konnte. Bei der Lampenverkleidung blieb es beim Alten. Für die 150er ein kleiner 105 mm Scheinwerfer ohne Hupe und für die 200er ein 130 mm Scheinwerfer mit Horn darunter. Die Farbenpalette wurde durch neue Töne – vor allem bei den Zweifarbenlackierungen – immer weiter ausgedehnt.
Auch im Behördengeschäft konnte Zündapp mitmischen. Vor allem die Post orderte ab 1955 für den harten Eilbotendienst die robuste Bella, nachdem man sie intensiv mit den Konkurrenten wie dem Heinkel Tourist und der Dürkopp Diana verglichen hatte. Sonderwünsche der Postler – wie dem Päckchenkasten oder einem linksseitigen Lastenseitenwagen – konnte man in Zusammenarbeit mit Steib erfüllen. Die mehr als 1000 Postroller waren in der Ausstattung abgemagert und oft aus Details verschiedener Modelle zusammengefügt.
Ab Mai 1958 stand dann parallel zum Abverkauf der Altmodelle R 203 und R 154 die Bella R 204 bei den Händlern, die mit einer kompletten Lenkerverkleidung, verschiedenen Zweifarbenlackierungen und einem neuen Motor mit 12,3 PS (bei 5400 U/min) aufwartete. Dieses Triebwerk wurde vom hauseigenen Motorrad „200 S“ abgeleitet, wobei ein spezielles Motorgehäuse, Zylinder und Deckel nötig waren und die Steuerzeiten leicht zurückgenommen wurden. Äußerlich unterscheidet sich dieser Bella-Motor von den Vorgängern durch den geneigten Zylinder und den größeren Diffusorschalldämpfer, der zusammen mit einer wirksamen Ansauggeräuschdämpfung die Fahrkultur deutlich steigerte. Passend zu den gestiegenen Fahrleistungen kam eine serienmäßige Lichthupe. Ende September 1958 wurde das Nürnberger Stammwerk nach den hohen Verlusten durch den Kleinwagen Janus geschlossen und die Fertigung im Zweigwerk München konzentriert. Die Bella R 204 wurde weitergebaut und bekam 1959 neben neuen Farbtönen auch eine vereinfachte Kickstarterversion an die Seite gestellt. Als weitere Modellpflege wurden bei der 1960er Version der R 204 die Fußauflagen in Gummi gelagert, um dem Fahrer die Fußmassage durch Motorvibrationen bei hohen Drehzahlen zu ersparen.
Auch im Export konnte Zündapp einen großen Teil der Bella-Produktion auf allen Kontinenten absetzen. Dabei nahm man auch auf die jeweiligen Wünsche in Bezug auf Lackierung und Ausstattung des Importeurs Rücksicht. In Nordamerika, dem wichtigsten Überseemarkt, gab es sogar spezielle Modelle, die für den Importeur Joe Berliner (IMC bzw. Berliner Motor Corp.) gefertigt wurden. Die „Suburbanette“ war ein „stripped down scooter“ im Stil des Cushman-Rollers, der keine hintere Kofferhaube und keinen Vorderradkotflügel besaß. Die Modelle R 153 K und R 154 K unterscheiden sich von den deutschen Modellen neben dem Kickstarter vor allem durch den „western handlebar“, der auch als Lenker an der KS 601 Elastic montiert wurde. In Europa waren die Hauptabsatzgebiete die Benelux-Staaten, Skandinavien und Großbritannien. Die Besonderheit auf der britischen Insel war, dass die Roller nur vormontiert aus Deutschland an den Importeur Ambassador geliefert und ab ca. 1957 sogar dort lackiert wurden.
Auf der IFMA 1960 präsentierte Zündapp – wieder gestärkt – in einer ganzen Halle und zeigte auch zwei neue Bella-Modelle. Äußerlich ohne Unterschied untereinander und zur R 204 bot man die „bella 200“ und die „bella 175 S“ an, die nun aber keine Blume auf dem Beinschild hatten, sondern einen verchromten Plastikschriftzug aufgeklebt bekamen. Eine erstklassige Zweifarbenlackierung blieb weiterhin Standard. Die Leistung der 200er hatte man durch höhere Verdichtung und einen geänderten Ansauggeräuschdämpfer auf 13,4 PS gesteigert. Das 175er Triebwerk mit 11 PS wurde aufgrund der günstigeren Haftpflichtprämie angeboten und war von der „trophy 175 S“ abgeleitet, wobei nur die Bohrung geringer war als bei der 200er. 1961 konnte man noch bei beiden Modellen für 50 DM Aufpreis Blinker ordern, die ab 1.Januar 1962 aufgrund gesetzlicher Vorschriften obligat wurden. Während die Fertigung schon 1963 auslief, blieben die beiden bella-Modelle noch bis 1964 im Verkaufsprogramm.
Durch die Modellpflege gereift, hatte die Bella ihre letzte Entwicklungsstufe erreicht. Ihre Nachteile durch den fehlenden Gebläsemantel und starr eingebauten Motor, die den Motor für den Fahrer laut erscheinen lassen, waren geblieben. Geblieben waren aber auch ihre Vorzüge, die Robert Poensgen in Kraftrad folgendermaßen zusammenfasste: „… alles in allem ein liebevoll durchkonstruierter, ebenso schneller wie narrensicherer, zahmer Tourenroller, der auch dem verwöhntesten Zweiradfahrer allen Komfort schenkt, den er sich nur wünschen kann.“
Parallel hatte man seit 1958 an einem Nachfolger für die Bella entwickelt. Unter dem Entwicklungscode „552“ wurde ein Viertaktroller konzeptioniert, dessen 175 ccm Motor in Gummi gelagert war. Da man diesem Projekt in dem Ende der Fünfziger Jahre zusammenbrechenden Rollermarkt keine großen Marktchancen mehr zutraute, ließ man es fallen, und konzentrierte man sich auf die Entwicklung eines 50 ccm Rollers, den man ab Frühjahr 1964 als Mokick „R 50“ und als Kleinkraftrad „RS 50“ (ab 1965 als „RS 50 Super“) beim Zündapp-Händler kaufen konnte.
Die Zeit der Reiseroller war mittlerweile vorbei. Denn der deutsche Bürger hatte sich an das vielzitierte „Dach über dem Kopf“ gewöhnt und fuhr mit Volkswagen, Lloyd und Co nach „bella“ Italia in den Urlaub.
Autor: erasmo